Liebes Team des Instituts der Internationalen Entwicklung, liebe Professor_innen, liebe Student_innen,
wie ihr sicherlich mitbekommen habt, finden derzeit, neben einigen anderen Städten, auch in Wien die größten selbstorganisierten Flüchtlingsproteste der letzten Jahrzehnte – wenn nicht der zweiten Republik – statt. Spätestens seit der polizeilichen Räumung des Camps im Sigmund-Freud-Park bekam der Protest die mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit, die ihm seit der ersten Minute zustand. Nachdem – von den Anstrengungen des Protestcamps geschwächte – Refugees die naheliegende Votivkirche besetzt haben und dort in Hungerstreik getreten sind, wird der Protest trotz der Räumung fortgesetzt. Leider hat die Bundesregierung bisher kaum darauf reagiert. Am aktivsten und engagiertesten waren die 200 Polizeibeamt_innen, die das Camp gewaltsam und mit aller Motivation zerstört haben.
So sehr die Medien versuchen, den Unterstützer_innen des Camps Instrumentalisierung der Thematik und der Betroffenen zu unterstellen, so vehement werden wir diese Verleumdung zurückweisen. Trotzdem nehmen wir die Gefahr der Vereinnahmung ernst. Wir sehen es als unsere Aufgabe, den Protest der Refugees einerseits mit allen Mitteln – sei es Infrastruktur, Hilfe oder Teilnahme an Veranstaltungen – in der Praxis zu unterstützen und andererseits in der Öffentlichkeit klar Stellung zu beziehen und die Zustände anzugreifen, welche die Ursachen der prekären Situation der Refugees (re-)produzieren, sowie eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema zu fördern.
Aus unserer Sicht ist neben den konkreten Forderungen der Refugees auch eine Kritik und Infragestellung des großen Ganzen, welches spezifische Probleme der aktuellen Asylpolitik produziert, notwendig. Gerade in unserem Studium werden die Zusammenhänge von kolonialistischer und faschistischer Täter_innenvergangenheit, rassistischem Nationalstaat und Abschiebepolitik einerseits sowie Flucht, Migration und kapitalistischer Sachzwänge andererseits speziell thematisiert und kritisiert.
Wir möchte euch an dieser Stelle dazu anregen, als Institut, Lehrende und Studierende den Protest passiv als auch aktiv zu unterstützen. Weiters fänden wir eine Positionierung des Instituts und eine Auseinandersetzung mit dem Thema in Seminaren und Vorlesungen – der Zusammenhang zum jeweiligen Thema der Einheit lässt sich sicherlich leicht knüpfen – wichtig.
Gerne nehmen wir auch Einladungen an, uns zu vernetzen sowie Ideen auszutauschen und zu entwickeln, wie wir den Protest am Besten unterstützen können.
Alle Informationen zum Protest findet ihr auf http://refugeecampvienna.noblogs.org/
Mit vielen lieben Grüßen,
eure
basisgruppe internationale entwicklung
SOLIDARITÄT MUSS PRAXIS WERDEN!